Escalier du Chant I - Olaf Nicolai

Mit dem Titel Escalier du chant bezieht sich der Konzeptkünstler Olaf Nicolai auf ein Schlüsselwerk der Moderne – Marcel Duchamps Akt, eine Treppe herabsteigend, mit dem es gelungen ist, die zeitliche Dimension von Bewegung in einem einzigen Gemälde zu fassen, gewissermaßen eine Filmsequenz malerisch einzufrieren. Nicolai arbeitet in seiner medienübergreifenden Arbeit mit Zeit, Klang und Raum. Zwölf internationale Komponisten wurden gebeten, sich mit a-cappella- Stücken auf politische Ereignisse zu beziehen, die für sie von aktueller Bedeutung sind − Ereignisse, die zum Zeitpunkt der Auftragserteilung nicht absehbar waren und heute eine künstlerische Chronik des Jahres 2011 bilden. Uraufgeführt auf der großen Treppe der Pinakothek der Moderne in München, übersetzt Nicolai sein Projekt nunmehr auf die spezifische Architektur des Salzburger Museums der Moderne. Indem die Sänger überraschend auftauchen und mit ihrer Performance beginnen, verwandeln sie die Museumstreppe in einen temporären Aufführungsraum, in dem sich die Besucher wie Akteure eines Stückes wiederfinden. Anders als in einer Konzertsituation entsteht hier unvermittelt ein flüchtiger Zustand, der die Körper der Anwesenden, die hörbaren Klänge und die raumzeitliche Rahmung der Situation in eine unbestimmte, szenische Konfiguration versetzt.