So, 22. März 2015
11:00 Uhr
Kavernen 1595

Orgue de barbarie

 

Pierre Charial, Drehorgel

Wolfgang Amadeus Mozart
Andante F-Dur KV 616 („für eine Walze in eine kleine Orgel“)                                                                               
 
Pierre Charial
Tubach                                                                                            
 
Igor Strawinsky
Walzer aus Petruschka                                            
 
Pierre Charial
El fuego - Hommage à  Rabih Abou Khalil                          
A.R.- aller et retour                                             
 
György Ligeti                                                                                                                         
Musica Ricercata per pianoforte                       
Hungarian Rock (Chaconne)
Continuum für Cembalo
 
Iannis Xenakis
Naama für Cembalo
    
 
EUR 16/8
 
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Von der Drehorgel kennt man blecherne Jahrmarktsmusik und eintöniges Hinterhofgedudel. Doch sie kann auch anders. In den Händen von Pierre Charial wird das mechanische Kurbel-Instrument zur Präzisionsmaschine, die den bizarrsten Intervallen und grellsten Clustern der Avantgarde gewachsen ist. 30 Jahre alt war der Franzose, ausgebildet in Komposition, Fagott und Klavier am Conservatoire in Lyon, als er die Drehorgel entdeckte, französisch »orgue de barbarie«. Es war Liebe auf den zweiten Blick. Zunächst schien sie ihm nur eine Kuriosität zu sein, doch dann entdeckte er ihr Potential: präzise und tonhöhengenaue Intonation, reine und homogene Klangfarben, eine vielstimmige, orchestrale Virtuosität, die Möglichkeit, die Dauer eines jeden Tons exakt zu kontrollieren. Charial hängte die Laufbahn als klassischer Musiker an den Nagel und widmete sich fortan der »musique mécanique«. Er spielte zunächst die Klassiker von Mozart und Haydn, erarbeitete Arrangements bekannter Stücke und machte die Drehorgel schließlich zu einem Instrument der Avantgarde: Berio und Xenakis komponierten für ihn, Ligeti beauftragte ihn damit, seine legendäre Cembalo-Komposition Continuum für die Drehorgel zu adaptieren. Legendär sind seine Ausflüge in die Welt der improvisierten Musik und des Jazz. Charial ist ein begnadeter Werkelmann, ein Poet seines Instruments. Zu beobachten, wie er mit Emphase und musikalischer Präzision die Handkurbel dreht,wie der zusammengefaltete Stoß der Lochkarten als lange Papierschlange in die hölzerne Maschine kriecht, wo sich die abstrakte Lochgrafik verblüffend mächtig in orchestrale Flächen oder skurrile Polyphonie übersetzt, und wie sich die Schlange auf der anderen Seite wieder zum Stoß stapelt, ist ein unvergessliches Erlebnis.

Mitwirkende Künstler / Ensembles